Mittlerweile ist die ehemalige Rotenburger Regionalgruppe schon über ein Jahr am Cato Bontjes van Beek-Gymnasium in Achim. Zeit also sich einmal in Achim etwas besser vorzustellen.
Die Quelle des folgenden Artikels ist die Achimer Kreiszeitung vom 07.03.2014. Eine Online Version können Sie auch hier finden, zuletzt abgerufen am 11.03.2014:
Mathe ist ihr Hobby
Achim - Von Lisa Duncan: In der Fantasie geht alles. Und für die „Mathe talente“ am Cato Bontjes van Beek-Gymnasium (Cato) scheint die Welt der Mathematik so ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein. Zu sehen, dass man ein mathematisches Problem auch ganz anders lösen kann, ist für Sabine Popa ein „Wow-Moment“. Alle zwei Wochen fährt die Schülerin von Sottrum nach Achim, um am Cato-Gymnasium an der Mathe-Fördergruppe teil zunehmen, die im Landkreis Verden einzigartig ist.
© Foto: Duncan
Sabine und Stefanie Popa, Nils Przigoda, Florian Kolb, Lars Godlinski, Johanna Kratz und Paul Holzer (v.l.) sind in der Welt der Formeln zuhause.
Den Satz „Mathe ist mein Hobby“ würden neben Sabine auch deren Schwester Stefanie Popa sowie der Rotenburger Paul Holzer unterschreiben. Seit rund zwei Jahren sind die Achtklässler Teil der „Mathetalente“, Regionalgruppe Achim, die von dem Bremer Mathematiker und Informatiker Nils Przigoda, Mathelehrer Martin Priebe und Oberstufenschülern geleitet wird.
Obwohl „geleitet“ eigentlich der falsche Ausdruck ist. „Wir wollen hier keine Schulstimmung aufkommen lassen“, sagt Przigoda. Ziel sei das gemeinschaftliche Lösen mathematischer Probleme. „Ich habe es zuerst gehasst, weil man nicht immer zu einer Lösung kommt“, meint Paul.
Seit einem Jahr trifft sich die „Mathetalente“-Regionalgruppe am Cato. Trägerverein in Niedersachsen ist die „Talentförderung Mathematik“, der Vorläufer der Achimer Gruppe entstand 1999 in Rotenburg. Alle Teilnehmer legen zuvor in der sechsten Klasse einen Test ab, in dem sie ihr mathematisches Talent unter Beweis stellen sollen.
Denn die Aufgaben, die in den Gruppen besprochen werden, haben es in sich. Nils Przigoda setzt den Achtklässlern etwa die Frage vor: „Wie muss man eine Torte schneiden, um möglichst viele Stücke herauszubekommen?“ Das erfordert kreative Lösungen. Beispielsweise ist nicht vorgegeben, dass die Stücke gleich groß sein müssen. Die Schüler entwickeln drei Vorschläge, die sie in Formeln „übersetzen“. Abgesehen von der konservativen Tortenstück-Lösung, kommt darin auch die rasterförmige Zerteilung vor. „Und wie wäre das, wenn wir das spiralförmig machen?“, fragt Paul. Nils Przigodas Miene erhellt sich: „Die Möglichkeit hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen.“
Nebenan räumen die beiden Siebtklässler Lars Godlinski (13) vom Cato-Gymnasium und Johanna Kratz (12) aus Ottersberg, mithilfe von Betreuer Florian Kolb Schnee. Natürlich ist damit ein mathematisches Problem und nicht schweißtreibende Arbeit gemeint.
Sowohl Kolb als auch Przigoda nahmen als Schüler selbst das Angebot der „Mathetalente“ wahr. Przigoda schreibt zur Zeit seine Doktorarbeit in Informatik an der Universität Bremen. Abiturient Kolb will voraussichtlich Informatik und Jura studieren.
Alle derzeitigen Teilnehmer sind auch im Matheunterricht Einser-Kandidaten (Paul: „Ich bin ein weit bekannter Streber“), Mathe-Hausaufgaben sind für sie keine Herausforderung. Aber bei den „Mathetalenten“ geht es, anders als im Schulfach, nicht ums korrekte Ausrechnen. „Nicht das Ergebnis zählt, sondern der Lösungsweg“, meint Florian Kolb. Der spielerische Aspekt stehe im Vordergrund.
Das führt dazu, dass die Teilnehmer sich auch zuhause mit „Mathe-Spielzeug“ beschäftigen – etwa „Nanodots“, magnetische Murmeln, aus denen man geometrische Körper bauen kann oder der bekannte Zauberwürfel mit den farbigen Flächen.
Sehr beliebt ist auch die alljährliche „Mathe-Fahrt“ mit anderen Regionalgruppen. Vormittags steht dabei tatsächlich Mathematik auf dem Plan, dann ist Zeit für Sport und Spiele. „Die Melone ist legendär!“, erinnert Sabine an eine Rallye im letzten Jahr. Dabei sollten sie ein rohes Ei aus dem ersten Stock werfen, aber vorher so verpacken, dass es nicht zerbricht. Paul wählte eine Wassermelone als Schutzhülle.
Aber die „Mathetalente“ pflegen nebenbei auch ganz normale Hobbies, wie Tennis, Klavier spielen und sich mit Freunden treffen. Sabine Popa möchte später am liebsten Ärztin werden. Paul Holzer will auf keinen Fall Mathe studieren – bis spät in die Nacht über Formeln zu grübeln wäre für ihn ein Alptraum. „Aber wenn ich die Grundlagen habe, steht mir so ziemlich jede Tür offen.“
Übrigens: Anmeldeschluss für den nächsten Test der „Talentförderung Mathematik“ ist der 28. März. Wer bei den „Mathetalenten“ teilnehmen möchte, meldet sich am besten per E-Mail bei Nils Przigoda an.